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„Tanken nervt mich“

Im Mai ziehen Politiker wie Tiemo Wölken durch die Schulen und machen Werbung für Europa. Es ist der Monat mit historischen Gründungsdaten rund um die EU. Der Sozialdemokrat ist Abgeordneter im Europaparlament für den Wahlkreis Weser-Ems und besuchte die Oberschule Belm zwischen Terminen am Ratsgymnasium und dem Gymnasium in der Wüste.

Ein demoliertes Politikerauto
Auch eine SPD-Mitgliedschaft schützt nicht vor linksradikalen Gewaltausbrüchen. Tiemo Wölken wurde vor wenigen Wochen zum Opfer einer Zerstörungswut, die in Berlin seit Jahren zur Folklore gehört: die Demolierung von Luxusautos. Offenbar war Wölkens Elektroauto der Marke „Tesla“ für die linken Randalierer eine Provokation. Wölken, der zum Sprecher seiner Fraktion im Umweltausschuss wurde, ist aus Klimaschutzgründen ein Verfechter der E-Mobilität. „Tanken nervt mich“, rief der Politiker den Schülern der Jahrgänge 9 und 10 in der Sporthalle zu, „Elektroautos können eine echte Lösung sein“.

Ein Anruf änderte alles
Eingeladen nach Belm wurde Wölken von der „Fachbereichsleiterin GSW“, Dagmar Eilermann. „Herr Wölken vertritt im Europaparlament auch unsere Interessen. Heute können wir etwas Licht ins Dunkel bringen“, sagte die Lehrerin. So empfingen die rund 110 Jugendlichen den Politiker mit Applaus. Für Wölken hat der Termin durchaus auch persönlichen Nutzwert. Im Frühjahr 2024 steht die nächste Europawahl an, bei der einige der Zehntklässler das Wahlalter erreicht haben.

Wölken stellte sich kurz vor. Geboren sei er in Buxtehude und zog zum Jurastudium nach Osnabrück, wo er bis heute lebe und der ÖPNV dringend verbessert werden müsse. Ins Europaparlament kam Wölken nicht per Wahl. „Im Januar 2016 klingelte mein Telefon. Da wurde mir gesagt, dass ich für ein ausgeschiedenes Mitglied nachrücke. Sonst wäre ich Rechtsanwalt geworden“, berichtete der 37-Jährige. „Meine Frau war mäßig begeistert. Ich bin als Abgeordneter 39 Wochen im Jahr unterwegs und während der vierwöchigen Parlamentsferienreise ich durch den Wahlkreis.“ Privat verbringe er viel Zeit mit der Zubereitung von Espresso, verriet er den Belmern.

Klare Meinung zum Krieg in der Ukraine
Auf die Schülerfrage, was er vom Krieg Russlands gegen die Ukraine halte, antwortete Wölken, dass ihn der Auftritt des ukrainischen Präsidenten Selenskyj per Videoschalte ins EU-Parlament bewegt habe. „Es war totenstill. Keiner wusste, ob Selenskyj die nächsten Tage überleben würde. Das hat mich gepackt. Die Ukraine kämpft auch für die Sicherheit von Europa.“

Ob er mit dem Mandat in Brüssel und Straßburg seinen Traumberuf gefunden habe, wollte eine Zehntklässlerin wissen. „Ganz ehrlich: Ich hatte keinen echten Traumberuf. Ich wusste lange nicht was ich mit mir machen sollte.“

Die außergewöhnliche Doppelstunde, in der es durchaus mal kontrovers zuging, hatte den Schülern offensichtlich gefallen. Und Wölken war im Anschluss bereit für eine Zugabe: Etliche Schüler standen Schlange für ein Selfie mit dem Parlamentarier.