„Im Klimahaus war alles echt“
Die Belmer Gruppe füllte das Klimahaus fast allein aus. Rund 400 Oberschüler reisten im Zug nach Bremerhaven – und machten aufregende Entdeckungen.
„Das war ein doppelter Erfolg“, schwärmte Schulleiter Christian Schiffbänker am Tag nach der Schulfahrt, „gemeinsames Reisen und Lernen stärkt den Zusammenhalt. Und beim spektakulären Rundgang durch etliche Klimazonen haben wir eine Menge gelernt“, Schiffbänker begleitete dabei überwiegend die 5. und 6. Klassen. „Für mich war es eine echte Freude, einen Tag lang den Schreibtisch zu verlassen und vor Ort der riesigen Gruppe anzugehören.“
Durch die Wüste und arktische Kälte
„Im Klimahaus war alles echt“, strahlte Annabelle McCool (5a). Wie Hunderte ihrer Belmer Mitschüler, fror sie im der Schweizer Alpenwelt nachempfundenen Gletschertunnel und wärmte sich später auf Sand laufend in der Wüstenhitze des Staates Niger auf. Insgesamt bildet die Ausstellung neun Reisestationen in acht Ländern ab: Schweiz, Italien, Niger, Kamerun, Antarktika, Samoa, Alaska und abschließend für Deutschland die Hallig Langeneß.
„Gut fand ich, dass dort auch Tiere waren. Die Fische und Schlangen haben wir lange beobachtet“, sagt Annabelle. Die Fünftklässlerin wunderte sich, „dass sich die Temperaturen auf der Welt so unterscheiden“. In der „Wüste“ hatte sie kurzzeitig das Federmäppchen verloren, weil zwischendurch Arbeit anstand. Alle Schüler füllten im Klimahaus einen Beobachtungsbogen aus. Auch das ist Nachhaltigkeit.
Ricardo Faraci (10a) gefiel besonders der Gang durch den Regenwald von Kamerun. „Es war schwül, dunkel und wir hörten verschiedene Tiergeräusche.“ Einige Siebtklässlerinnen aus dem Gymnasialzweig konnten der tropischen Klimazone weniger abgewinnen. „Da waren gerade viele fremde Besucher mit uns unterwegs. Es roch ganz schön nach Schweiß.“
Abschlussschüler denken dagegen schon in romantischen Kategorien und schwärmten vom Sternenhimmel. „Überall diese vielen kleinen Lichter“, beobachtete Muharrem Gashi, „bis auf die Musikuntermalung war es da sehr ruhig“. Fasziniert hat ihn auch der Gang raus aus dem Modell des Forschungsschiffes in die arktische Kälte.
Reisen ist „Soziales Lernen“
„Eine Fahrt im Reisebus direkt nach Bremerhaven wäre sicher bequemer gewesen. Die Tour hätte dann 5000 Euro mehr gekostet. Das ist nicht vertretbar. Außerdem fährt die Bahn umweltfreundlicher“, sagt Lehrer Benjamin Rothkehl als „Koordinator für Veranstaltungen“ und Organisator der Schulfahrt. „So bieten wir mit der Bahnfahrt und der Herausforderung kurzer Umsteigezeiten in Bremen auch ‚Lernen fürs Leben‘ mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Das alles gab es natürlich inklusive der für die ‚Deutsche Bahn‘ längst üblichen Verspätungen“. Bezahlen mussten die Schüler für diese Reise nichts. Mit Hilfe des Corona-Pakets „Startklar in die Zukunft“ gelang die Finanzierung.
Parallele zu Zielen der Oberschule entdeckt
Mit dem Lehrerblick schaute Benjamin Kögler, in Belm „Koordinator für pädagogisch-fachliche Entwicklung“, auf die letzte Station des Rundgangs. Unter dem Dach des Klimahauses, dem „World Future Lab“, gab es gleich zweimal eine Parallele zur Pausenhalle der Oberschule. Auf Würfeln und auf Wandbildern waren die sogenannten „Ziele für nachhaltige Entwicklung“ ausgestellt wie „Maßnahmen zum Klimaschutz“, „weniger Ungleichheiten“ oder „keine Armut“. Die Belmer Jugendlichen kennen diese Schlagworte vom Mobile in der Pausenhalle. Kögler, der mit der Didaktischen Leiterin Christiane Alberts den Weg der OBS zur Zertifizierung für das „Modellprojekt Zukunftsschule“ sowie „Umweltschule in Europa“ bereitet hatte, sieht das Klimahaus als idealen Bildungsstandort. „Das war Lernen mit allen Sinnen. In der Ausstellung wurden die klimatischen Bedingungen am eigenen Leib erfahrbar gemacht. So konnten die Schüler auf ganz andere Art als im Erdkundeunterricht für die Lebensbedingungen in den verschiedenen Klimazonen sensibilisiert werden“, beobachtete Kögler.
Dank Bahn-Verspätung noch eine Fahrt im Karussell
Es kam, wie es kommen musste. Der gemeinsam fahrende Doppeljahrgang 9/10 verpasste wegen Verspätung des „RegionalExpress“ in Bremen den Anschluss nach Osnabrück. Für 38 Schüler und Lehrer Rainer Brackmann war es die zweite folgenreiche Unpünktlichkeit der Bahn innerhalb weniger Wochen. Ende März musste sie auf der Studienfahrt nach Krakau wegen eines bummelnden „EuroCity“ im polnischen Posen eine ungeplante Nacht im Hotel einlegen.
Nun in Bremen wurde es jedoch keineswegs langweilig. Auf der Westseite des Hauptbahnhofs sah die Reisegruppe das Eingangstor zur „Bremer Osterwiese“. Die ist so etwas wie der „Freimarkt“ im Frühjahr. So blieben den Jugendlichen 45 Minuten, um in den Fahrgeschäften wie „The King“, „Commander“ und „Octopussy“ rasant oder kopfüber Spaß zu haben. Auch das kann für gutes Klima sorgen.