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Kultusminister steigt der Schule auf´s Dach

Im Februar musste Minister Tonne seinen Besuch aus gesundheitlichen Gründen verschieben. Jetzt überbrachte er der Oberschule Belm gute Nachrichten für die Umsetzung des Digitalpaktes.

 

Minister haben’s auch nicht leicht. Meist stehen sie im Kreuzfeuer von Opposition und Lehrergewerkschaften. Da muss so ein Verkündigungstermin wie in Belm eine Wohltat fürs Politikergemüt sein. Erst recht, wenn drei strahlende Fünftklässler den Gast schon am Parkplatz mit einem Geschenk begrüßen.

 

Digitale Vorführung statt Blockflöten zum Empfang

Vor Jahren hätte bei der Ministervisite wohl noch eine Blockflötengruppe geträllert und aus dem Musikraum wäre jedes verfügbare Orff-Instrument herangeschleppt worden. Zur Begrüßung sang der Schulchor unter Leitung von Karen Fergurson und Corinna Koppelmann zu Ehren des Mannes aus Hannover „Oh Happy Day“. In Belm ist eben alles viel moderner. Schüler Tjark Friedrich (9a) lotste Grant Hendrik Tonne zum neuen GreenScreen-Studio. Das passte zum Thema “Digitalpakt“. So bat Tjark den Minister vor ein grünes Tuch, fotografierte ihn und baute sein Konterfei in ein Fake-Zeugnis mit dem Logo der Oberschule Belm ein: Das bedeutete für Tonne in allen Fächer die „1“ und den Titel „Bester der Klasse“. Diese Symbolik würden Opposition und Gewerkschaften schon aus taktischen Gründen nicht verwenden.

 

Minister Tonne: „Sie haben eine sehr ordentliche Vorarbeit geleistet.“

Die gerahmte Urkunde ist nur ein Symbol. Wertvoller ist die Überweisung an die Gemeinde Belm, mit der die Smartboards finanziert werden. „Die Investitionssumme aus dem Digitalpakt beträgt 209.278,21 Euro“, sagte Belms Pressesprecher Dirk Meyer bei der Übergabe, „die förderfähigen Kosten und beantragte Zuwendung betragen 197.725,56 Euro“. Der Eigenanteil der Gemeinde Belm belaufe sich auf 11.552,65 Euro.

„Wir sind nicht die Empfänger, sondern die Nutznießer“, erklärte Schulleiter Christian Schiffbänker. Dass die Digitalisierung an der Oberschule so schnell voran schreite sei nur dadurch möglich, „dass Politik und Verwaltung absolut hinter uns stehen“. Dank sprach er auch der Niedersächsischen Landesschulbehörde aus, die vom zuständigen Schulfachlichen Dezernenten Uwe Schönrock vertreten wurde. Die Gemeinde Belm repräsentierten die stellvertretende Bürgermeisterin Ulrike Szlapka und Marcus Hensing, Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters.

Es gehe beim digitalen Unterricht nicht „um Technik um der Technik willen“, betonte Minister Tonne und lobte den bei der Digitalisierung schon weit fortgeschrittenen Weg der Oberschule Belm. Die Technik sei nur ein Hilfsmittel. Auch die Gefahren im Umgang mit digitalen Medien könnten so geschult werden. Die Belmer Schule gehöre zu den ersten, die vom Digitalpakt profitieren. „Sie haben eine sehr ordentliche Vorarbeit geleistet“, rief Tonne den Vertretern von Schule, Gemeinde und Politik zu.

Allerdings: Das Geldgeschenk macht nicht der Minister. Es stammt aus dem Digitalpakt der Bundesregierung. Laut Beschluss des Bundestages sind insgesamt 5 Milliarden Euro für die 40.000 allgemeinbildenden Schulen in Deutschland vorgesehen. Das macht im Durchschnitt 120.000 Euro je Einrichtung. „Es geht nicht darum, dass die Schule viel kriegt. Es geht darum, dass die Schüler viel bekommen”, sagte Schiffbänker.

 

Kultusminister stieg der Schule auf´s Dach

Als einstündiger „Pressetermin“ war der Ministerbesuch angekündigt worden. Für die „Neue Osnabrücker Zeitung“ berichtete Redakteur Marcus Alwes, den Hörfunk bediente OS-Radio-Leiterin Simone Wölfel. Dirk Meyer, Pressesprecher der Gemeinde Belm, versorgte die Journalisten mit Informationen und schrieb für „belm.de“. Bilder machten insgesamt fünf Fotografen.

Dennoch: Digitalen Unterricht am Smartboard gab es auch. Lehrer André Rummeleit demonstrierte Minister Tonne eine ganz andere Art des Lernens mit seiner Klasse 5b. Dafür nutzten sie eines der insgesamt 25 Smartboards der neuesten Generation, die während der Sommerferien in den Klassen- und Fachräumen installiert wurden. Grant Hendrik Tonne sah modernen Mathematikunterricht zu den Grundrechenarten mit dem Programm „Plickers“. Rummeleit hatte die Ausrüstung der Schule mit Smartboards an der Seite des Kollegen Tim Gödeker vorangetrieben.

Der präsentierte anschließend mit seiner Arbeitsgemeinschaft „Medienscouts“ den Smartboard-Einsatz an Beispielen aus dem Unterrichtsalltag: Brainstorming, Umfragen und wie Lehrer von ihrem Tablet Arbeitsblätter verteilen können oder persönliche Hausaufgaben für alle am Smartboard sichtbar werden. In der ersten Reihe positionierten die Medienscouts den Ehrengast mit Uwe Schönrock, dem Landtagsabgeordneten Guido Pott und Christian Schiffbänker.

Im GreenScreen-Studio durfte Minister Tonne mal das, was Schülern auf keinen Fall gestattet ist: Er stieg der Oberschule Belm auf´s Dach. Dorthin montierte Tjark Friedrich, Schülerexperte für den GreensScreen, den höchsten Gast. Auch Szplapka, Schönrock, Schiffbänker und Pott wurden auf der Foto-Illusion abgebildet.

Das Motiv mit Minister vor dem Top-Zeugnis erhielt Grant Hendrik Tonne zum Abschied in gerahmter Version aus den Händen des stellvertretenden Schulleiter Philip Cummins und der Didaktischen Leiterin Christiane Alberts. Ob es das Bild tatsächlich bis ins Ministerbüro geschafft hat bleibt offen.