Neubau steht, Einweihung gefeiert
Glücklich und erleichtert traten Bürgermeister Hermeler und Schulleiter Cummins bei der Einweihungsfeier des Neubaus auf. Dabei begann der Tag mit einem Malheur auf der Baustelle.
Dreißig Minuten vor Beginn des Festaktes lösten Viktor Hermeler und Philip Cummins ein durchaus sensibles Puzzle. Auf einem guten Dutzend Papierstreifen waren die Namen der Ehrengäste gedruckt, mit denen nun die besten Plätze reserviert werden sollten. Wer sitzt in der ersten Reihe? Wer wird dahinter platziert? Ob der Bürgermeister als Gastgeber oder Cummins als Hausherr das letzte Wort bei der Sitzvergabe hatte, sei dahingestellt. Auch hier einigten sich Schulträger und Schulleiter wie in all den Jahren der Planungs- und Bauphase für das Erweiterungsgebäude einvernehmlich. Wenn auch nicht mit bester Sicht auf die Bühne belohnt, hatten die Besucher im hinteren Bereich einen anderen Vorteil: Sie konnten frühzeitig beim Naschwerk zugreifen, das die Arbeitsgemeinschaft „Kiosk“ auf den Stehtischen verteilt hatte.
Bürgermeister Hermeler: „Wäre gerne nach Barcelona gefahren“
Maßgeblichen Anteil am Bauwerk hat einer, der seinen neuen Platz in der zweiten Reihe fand. Christian Schiffbänker leitete die OBS Belm bis Januar und wechselte als Vorstandsvorsitzender in die Bohnenkamp-Stiftung. Von seinen früheren Mitarbeitern wurde er mit herzlichen Umarmungen empfangen. Hermeler dankte Schiffbänker für seinen Einsatz im Entwicklungsprozess rund um den Neubau und das Schulkonzept mit „gymnasialem Angebot“, der 2018 mit Workshops begonnen hatte.
Rund 18 Millionen Euro habe die Gemeinde Belm in den baulichen Fortschritt der OBS investiert, erklärte Hermeler in seiner Begrüßungsrede. In das neue Gebäude flossen 14,8 Millionen Euro, weitere drei Millionen seien für den Lehrertrakt und Brandschutzmaßnahmen im Bestandsbau vorgesehen. Die Investition in Bildung sei für Belm „eine Vorgabe aus der Politik“, so Hermeler, „und das ist aus meiner Sicht eine sehr gute Vorgabe“. Der Bürgermeister lobte die Zusammenarbeit mit Lehrern, Eltern und Schülern sowie den Gewerken.
Ursprünglich hätten zehn Architekturbüros in einem europaweit ausgeschriebenen Wettbewerb ihre Vision von einem frischen Gebäude für die Oberschule abgegeben. „Eine Teilnahme war aus Barcelona“, lächelte Hermeler, „ich wäre vielleicht auch gerne mal als Vertreter der Gemeinde Belm nach Barcelona gefahren, um zu gucken, wie man da Architektur macht“.
Schulleiter Cummins: „Sind auf richtig gutem Weg“
Dass Lehrer gelegentlich durch Geräuschkulissen unterbrochen werden, gehört zum Bildungsalltag. Als Schulleiter Philip Cummins am Rednerpult ansetzte, drangen aus dem Flur noch einmal die Stimmen der Chorkinder herüber. Die juchzten fröhlich und erleichtert, vor 130 Ehrengästen einen mit viel Applaus bedachten Auftritt hingelegt zu haben. Unter der Leitung von Musiklehrerin Corinna Koppelmann hatten sie „Happy and free“ sowie „Fly with me“ gesungen. „Es war sehr aufregend und wir fanden es toll, mal andere Gesichter in der Schule zu sehen“, sagte Paula Döring aus der Klasse 7O3 am Tag danach. Die Zwölfjährige freute sich besonders über die erhöhte neue Bühne in der Kombination aus Mensa und Aula. Hin und wieder habe sie zu ihrem Vater geschaut, der als Elternvertreter geladen war.
„Wir sind mit unserer Schulgemeinschaft auf einem richtig guten Weg“, berichtete Cummins. Als Ausweis führte er etliche Gütesiegel auf, die der Oberschule in den letzten Jahren verliehen wurden. „Wir kommen unserem Ziel mit verbesserten Lernbedingungen und attraktivem Schulumfeld langsam aber sicher näher.“ Dazu würden die acht frischen Klassenzimmer, Differenzierungs- und zwei Musikräume und eine Mensa erheblich beitragen.
Auch die Schülerzahlen würden die positiven Veränderungen belegen. Vor fünf Jahren hätten 321 Kinder und Jugendliche die Schule besucht. „Inzwischen haben wir 450 Oberschüler. Die Zahl spricht für sich“, so Cummins. Er dankte Politik, Verwaltung, Behörde, Architekten, Bauarbeitern sowie der gesamten Schulgemeinschaft für Engagement, Ideen und Geduld.
Wilhelm Pörtner: „Haben gut miteinander sprechen können“
Trotz der großzügigen Unterstützung durch den Schulträger musste ein Instrument am nächsten Tag wieder weichen. Der „Bechstein“-Flügel im Wert von etwa 50.000 Euro war nur für einen Tag geliehen. Am Vormittag spielte darauf noch eine Pianistin des Symphonieorchesters Osnabrück auf einer Schulvorstellung den „Karneval der Tiere“. Bei der Einweihung durfte Olesia Oliinyk (9R1) damit musizieren: Als Solistin und dann begleitete sie Talea Krieger (6a), die an der Violine brillierte. Musiklehrerin Nicole Schulze dankte den beiden im Namen des Publikums mit einem Stapel Süßigkeiten. „Ihr beide habt das großartig gemacht. Vor so vielen Zuschauern auftreten – ich hätte in eurem Alter Albträume bekommen.“
So kreativ wie sein Gebäude-Entwurf, so ausgefallen wirkte auch das überdimensionale Schlüsselmodell, das Architekt Wilhelm Pörtner an Hermeler und Cummins überreichte. Es symbolisiert den Grundriss von Neu- und Bestandsbau samt Pausenhof und dem stilisierten Fußweg in Richtung Ickerbach. Pörtner freute sich über den auf der Bühne präsentierten Film, der die dreijährige Bauphase vom Abriss des „Z-Baus“ über Planungssitzungen, dem Roh- und Innenausbau bis zum Einzug ersten Schultag nach den Sommerferien zeigte.
„Ich glaube, wir haben immer gut miteinander sprechen können“, wandte sich Pörtner an Schulleitung und Lehrer, „es gab durch den Baulärm sicher die einen oder andere Störung des Schulbetriebs und wir sind mal auf die Nerven gegangen. Das bitte ich zu entschuldigen.“
Nach den Reden und Musikbeiträgen strömten die Gäste dorthin, wo sonst in der Mittagspause die Schüler verköstigt werden. Am Vormittag hatte die AG „Kiosk“ mit der stellvertretenden Schulleiterin Verena Bergmann feine Speisen für ein „Finger Food“-Buffet kreiert. In der Mini-Küche des Treppenhauses, die in ein paar Monaten von den Schülern während der Pausen als „Kiosk“ betrieben werden soll, wickelten sie Wraps und bauten Spieße.
Mehr als einen Happen hatte noch Wilhelm Pörtner zu übergeben. In einem Umschlag steckte der Scheck über 1000 Euro, den sein Architekturbüro dem Förderverein der Oberschule spendierte. Die 1. Vorsitzende Marion Küthe, ihre Stellvertreterin Irina Gemba und Schatzmeisterin Gundula Lipkowski jedenfalls strahlten, als der Architekt sie damit überraschte. „Wir haben viele Ideen, den Betrag für die Schüler einzusetzen“, sagte Lipkowski, „und wir möchten in Absprache mit der Schulleitung im Neubau eine Fläche gestalten, auf der sich der Förderverein präsentieren kann“.
Panne am Tag der Einweihung
Pörtner saß wie seine Ingenieure Norbert Ahmann und Klaus Poggemann ständig in Planungssitzungen mit Handwerkern und Vertretern der Gemeinde Belm. Meist trafen sie sich im ehemaligen Pausenraum der Schüler, der als Verschlag zu einem Sozialraum für die Arbeiter eingerichtet wurde. Hier hockten sie gemeinsam über Bau- und Terminplänen, lösten Probleme und stimmten die Einhaltung von Sicherheitsauflagen ab. Das alles hochseriös und so ganz anders als im 2002 fürs Kino gedrehten Baustellen-Epos „Was nicht passt, wird passend gemacht“.
Doch ausgerechnet am Morgen vor der Einweihung musste eine ungewöhnliche Lösung her. Ein Dienstleister fuhr seinen Lastwagen auf den neuen Pausenhof, um einen Container abzuholen. Im Rückwärtsgang rammte das Fahrzeug einen der frisch installierten Laternenpfähle. Der bog sich um 45 Grad. Dieser Anblick vor den Panoramafenstern der Mensa sollte den Honoratioren beim abendlichen Festakt erspart bleiben. Also wendete der Fahrer seinen LKW und setzte nun mit der vorderen Stoßstange am Pfahl an, damit der wieder aufrecht steht. Laut Hausmeister Christoph Gerdts wurde die Stromversorgung der Laterne wohl nicht beschädigt: Auf dass den neuen Schulhoflampen und allen Oberschülern im Neubau immer ein Licht aufgehen möge.