„Hier passt alles“
Wenige Stunden vor der offiziellen Einweihung durften 400 Kinder im Neubau der OBS Belm das Konzert „Karneval der Tiere“ mit dem Symphonieorchester Osnabrück erleben. Ober- und Grundschüler bejubelten in der Mensa die Musik des Komponisten Camille Saint-Saëns.
Während der Probe bekam Hausmeister Christoph Gerdts vom Orchesterwart einen Hinweis: Der linke Scheinwerfer müsse anders ausgerichtet werden, weil die Lichtspiegelung auf dem Flügel die Pianistin blende. Mit dieser Einstellung könne sie die Noten nur schwer lesen. Gerdts schleppte eine Leiter ran und drehte den an einer Traverse befestigten Strahler um wenige Zentimeter. Die Musikerin, die gerade hochkonzentriert spielte, quittierte den Einsatz des Hausmeisters durch ein Nicken.
Gleich zwei Flügel, darunter ein von Premium-Hersteller „Bechstein“, hatte das „Pianohaus Kemp“ schon am Vortag in die Oberschule transportieren lassen. Sie wurden direkt vor der Bühne angeordnet. Etwa einen Meter höher stand Dirigent Daniel Inbal vor 19 weiteren Musikern. Der verließ während des Einspielens zwischenzeitlich sein Podium und setzte sich in die letzte Reihe. Er wolle hören, „wie es im tieferen Sall klingt. Überdecken die Klaviere die Soloinstrumente? Oder sind die Klaviere zu leise?“.
Wie gefiel dem Dirigenten, der bereits an internationalen Top-Häusern gearbeitet hat, die neue OBS-Mensa als Konzertsaal? „Wir fühlen uns wohl auf dieser Bühne. Schlimm ist es nur, wenn der Raum zu hallig ist und man die Musik nicht versteht. Aber hier passt alles. Die Akustikdecke erfüllt ihren Zweck.“ Und sie dämmte ebenso viele junge Sopranstimmen, als die jungen Zuschauer der 5. und 6. Oberschulklassen mit der gesamten Grundschule Belm in die Mensa strömten.
Im Vorfeld hatte Inbal Schulvorstellungen als „echte Highlights“ charakterisiert, weil das Publikum so „lebendig“ sei. Die Musiktheater- und Konzertvermittlerin Paula Römer moderierte die einzelnen Stücke an. Dabei ging sie mit dem Mikrofon durch die Reihen und aktivierte das Publikum zum Mitdenken. Welches Instrument könnte im „Karneval der Tiere“ den Esel darstellen? Die Finger der Schüler schnellten hoch: Ist es die Geige? Vielleicht das Klavier? Die Musiker der geratenen Instrumente spielten sichtbar erfreut ein paar Töne an. Ein bisschen wie der Soundtrack von Harry Potter klangen im „Karneval der Tiere“ die Fische aus dem Aquarium. „Um welche Fische könnte es sich gehandelt haben?“, fragte Römer. Die Schüler lieferten Antworten vom „Hai“ und „Hammerhai“ über „Arielle die Meerjungfrau“ bis zu „Aquaman“. Nach dem Konzert attestierte Paula Römer den Kindern eine „eine tolle Vorstellungskraft“. Ein Ziel sei, ihre eigene Begeisterung für Musik an die Jüngsten weiterzugeben.
Lehrerin Fergurson trifft frühere Kollegen
„Mich hat gefreut, die positiven Reaktionen der Schüler zu erleben“, sagt Musiklehrerin Karen Fergurson. Die US-Amerikanerin hatte das Event angeschoben. Bis 2008 gehörte sie selbst sechs Jahre lang dem Ensemble des Theaters Osnabrück an. Die Sängerin war lange auf den großen Bühnen der Welt unterwegs.
Heute ist der Musikraum hinter der Mensa-Bühne ihr Arbeitsplatz, der nun beim „Karneval der Tiere“ als Garderobe und Aufenthaltsraum für das Orchester um seinen Direktor Alexander Wunderlich diente. „Es war so schön, dort die Orchesterkollegen wiederzusehen. Einige wussten gar nicht, dass ich nun als Lehrerin arbeite. Aber unser Hauptthema ist und bleibt die Musik“, berichtet Fergurson.
An der Wand hatte Fergurson auf Tischen ein Buffet mit heißen und kalten Getränken für die Musiker aufbauen lassen. Dazu lieferte die Bäckerei Steuwer einige Platten mit belegten Brötchen. „Das ist hier wirklich sehr angenehm, hochprofessionell ausgeführt und nicht selbstverständlich“, bedankte sich Dirigent Inbal. Das mache sein Team „glücklich“ und sei „gerade am Morgen wunderbar“.
Hermeler lobt Beteiligung der Grundschule Belm
Als ein paar Stunden später alle Instrumente verschwunden waren, wurde die Mensa zum Schauplatz der offiziellen Einweihung des Neubaus. Ein paar Reden, viel Lob für die Beteiligten und im Anschluss ein Plausch zwischen Schulgemeinschaft, Vertretern der Kommunalpolitik sowie Vereinen und Verbänden am „Finger Food“-Buffet der „Kiosk AG“. Auch das Konzert des Symphonieorchesters wurde zum Thema. „Dieses Musikprojekt der Oberschule war auch deshalb so interessant, weil der ‚Karneval der Tiere‘ ebenso Kinder im Grundschulalter anspricht“, freute sich Bürgermeister Viktor Hermeler, „denen konnten wir nebenbei die OBS präsentieren. Es ist schön, dass die Grundschule Belm komplett erschienen ist“. Die Musiklehrerinnen Nicole Schulze und Corinna Koppelmann strahlten mit. Sie hatten Fergurson bei der Organisation unterstützt und 135 Oberschüler sowie 264 Belmer Grundschüler in zwei Vorstellungen. Die waren restlos begeistert und jubelten dem Orchester nach dem letzten Stück euphorisch zu. „Einige Kinder“, beobachtete Koppelmann, „genossen das Konzert aber auch sehr andächtig“.