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„Für mich die schönsten Konzerte“

Er dirigiert am 19. November an der OBS Belm das Symphonieorchester Osnabrück beim „Karneval der Tiere“. Im Interview blickt Daniel Inbal auf das anstehende Konzert und sagt, was er an Musiklehrerin Karen Fergurson so schätzt.

Der 52-Jährige Dirigent ist ein genauer Arbeiter. Vor der ersten Frage des Gesprächs holt er aus seiner Bibliothek noch die Partitur der Suite „Karneval der Tiere“. Diese Noten wird Inbal an der Oberschule doppelt nutzen, weil das Orchester in der neuen Mensa gleich zwei Durchgänge spielt. Neben den Schülern unserer Jahrgänge 5 und 6 sitzen auch viele Grundschulklassen aus der Gemeinde Belm im Publikum.

Seit 2010 ist Inbal der 1. Kapellmeister und stellvertretender Generalmusikdirektor am Theater Osnabrück. Zuvor dirigierte er viele internationale Spitzenorchester.

Herr Inbal, der „Karneval der Tiere“ gehört seit Jahren zum Repertoire des Osnabrücker Symphonieorchesters. Warum begeistert es die Kinder schon so lange?

Das Stück hat bereits mich als Kind fasziniert. Es ist wohl die Verbindung aus eingängiger Musik und der Vorstellung von Tieren. Meine Geschwister und ich haben wirklich stundenlang zu Aufnahmen vom ‚Karneval der Tiere‘ gespielt. Das war für uns eine ganz tolle Sache, auch wenn das Stück bei der Entstehung gar nicht für Kinder gedacht war.

Haben Sie ein Lieblingstier in dem Stück?

Es ist der Schwan, den der Komponist Camille Saint-Saëns mit seiner wohl berühmtesten Melodie darstellt. Der Schwan im „Karneval der Tiere“ ist einfach unsterblich.

Bei unserem Konzert wird eine Moderatorin den Kindern erklären, worauf sie achten sollen. Unsere Zuschauer binden wir interaktiv ein. Nebenbei gibt es Informationen über den Komponisten und seine Quellen: Wie kam er auf die Idee zum „Karneval der Tiere“? Warum stehen bestimmte Instrumente für bestimmte Tiere?

Viel Aufwand: zwei Konzertflügel auf der Bühne in der Oberschule Belm

Was müssen Sie vor jungen Schülern anders machen als bei einer Abendveranstaltung mit Stammpublikum?

Unsere Moderatorin übernimmt die Musikvermittlung. Sie bringt viel Erfahrung mit Kindern aller Altersstufen mit. Wenn die Kinder nicht wüssten, worum es geht und welches Tier gerade dargestellt wird, dann wäre das Konzert eine ziemlich trockene Angelegenheit. Aber wenn es gut vermittelt wird, und das macht unsere Kollegin exzellent, dann funktioniert es auch für die Kleineren.

In welcher Besetzung tritt Ihr Orchester mit dem „Karneval der Tiere“ in Belm auf?

Wir haben für unsere Pianistinnen gleich zwei Flügel dabei. Im Original könnte man das Stück mit einem knappen Dutzend Musizierenden spielen, aber in Belm spielen wir mit richtigem Sinfonieorchester.

Inbal: „Karen Fergurson ist eine unglaublich vielschichtige Musikerin.“

Ihre Musiker spielen meist im ausverkauften Osnabrücker Theater vor kundigem Publikum. Da wirkt so eine Schulvorstellung wie ein „Brot und Butter“-Job. Oder was ist Ihre Motivation?

Für mich persönlich sind Schulvorstellungen die schönsten Konzerte, also echte Highlights. Auch, weil es so ein lebendiges Publikum ist, das wirklich mitgeht. Auch für das Orchester ist das ein zentraler Punkt der Tätigkeit.

Das subventionierte Kulturgeschehen ist ja mit einem Bildungsauftrag verbunden. Und es ist natürlich eine wunderbare Form der Bildung, wenn wir junge Menschen direkt mit Kultur in Berührung bringen können. Ich bin sicher: So denken alle im Orchester.

Zwei Belmer Oberschüler stehen bei Ihnen regelmäßig für kleine Sprechrollen auf der Bühne. Auch in der Zuschauerrolle: Haben Sie ein Argument für Theater statt Netflix?

Gegen Netflix will ich gar nichts sagen, weil Netflix der Serien- und Filmkultur große Dienste leistet. Eher würde ich gegen YouTube-Shorts im Vergleich zum Theater argumentieren: Theaterbesuch ist eine Leistung, für die man Energie aufbringen muss. Da ist erstmal viel zu aktivieren, aber es wird auch viel zurückgegeben. Eigentlich ist es dann ganz egal, wie einem der Abend persönlich gefällt. Man bekommt so viel Anregung, so viel zum Nachdenken, so viel, um mit Leuten darüber zu sprechen, mit denen man im Publikum saß. Theater ist etwas Lebendiges.

Wenn man im Gegensatz dazu nur für sich auf diesen kleinen Abspielgeräten etwas konsumiert, bleibt jeder in einer bequemen Blase, die den Geist einschränkt. Die Konsumenten und Konsumentinnen sollen aber wach bleiben. Für die Umwelt und für die Gesellschaft. Deswegen ist Theater etwas ganz Unverzichtbares, und darum ist es wichtig, junge Menschen mit Theater in Kontakt zu bringen.

Was kann Musikunterricht an Schulen dazu beitragen?

Musikunterricht in der Schule sollte das weitergeben, was Musik ist: pure Freude. In den Schulen müssen keine Musiker ausgebildet werden. Ich glaube, das Schönste, was der Musikunterricht machen kann, ist, zu sensibilisieren und echte Neugierde zu wecken: Jedes Kind kann dadurch Einblicke in Welten bekommen, die vielleicht vom Elternhaus her fremd sind. Wir müssen uns darüber klar sein, dass Musik das Bewusstsein und die Seele erweitert und indirekte Effekte auf den Geist hat.

Das Konzert in Belm hat Musiklehrerin Karen Fergurson angeschoben. Die US-Amerikanerin und Sopranistin hat lange an den großen Opernhäusern in Amerika und Europa gearbeitet. Sie kennen Fergurson vom Theater Osnabrück…

…und weil sie einen Chor leitet, in dem auch meine Tochter singt. Karen Fergurson ist eine unglaublich vielschichtige Musikerin. Ich kenne und schätze sie als tolle Opernsängerin, aber ich erlebe auch von meiner Tochter, wie sehr sie Kinder für Musik begeistern kann.

Vielen Dank für das Gespräch.