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„Good morning, Mr Nikolaus“

Sein Erscheinen kündigte er von draußen mit einer Glocke an. Die Klasse 5a überraschte der Nikolaus im Englischunterricht. So hieß es aus 21 Schülerkehlen: „Good morning, Mr Nikolaus.“

Lehrerin Kristina Whitehurst bereitete ihre Klasse gerade intensiv auf die nächste Arbeit vor: Wochentage und Schulfächer auf Englisch, dann die Verneinung mit dem Verb „to be“ aus „Unit 2“. Da mag den Schülern die kleine Unterbrechung vermutlich gerade recht gekommen sein.

Nikolaus: „Auf den Herrn Jesus vertrauen.“
Die jüngsten Oberschüler sahen nicht nur erwartungsfroh auf potentielle Geschenke im von Schulleiter Christian Schiffbänker getragenen Beutel, der dank seines Verzichtes auf eine Verkleidung als moderater Knecht Ruprecht durchging. Die 5a lauschte tatsächlich andächtig, was der Nikolaus zu sagen hatte. „Advent heißt Ankunft“, so der Bischof von Myra, „es ist die Zeit der Vorbereitung auf die Geburt Jesu. Genauso wie der Nikolaus vor Jahrhunderten den Seeleuten half, können wir in Notsituationen auf den Herrn Jesus vertrauen“.

Dem Nikolaus war sein hohes Alter anzumerken. Durchaus gebrechlich bewegte er sich über die Gänge der Oberschule zu den Räumen des gesamten 5. Jahrgangs. Vorher war er durch das Schulleiterzimmer ins Gebäude eingestiegen. Dass er ausgerechnet die OBS Belm für einen Besuch auswählte, mag an den Kontakten von Lehrer Rainer Brackmann gelegen haben. So wurde am Heideweg das Lehrerzimmer zur ersten Station des Tages für den Nikolaus.

Rummeleit rettet Ehre der Lehrer
So mancher Pädagoge konnte das Schmunzeln nicht unterdrücken, als der Nikolaus der OBS „so viele brave Schüler“ attestierte. Dennoch saßen die Lehrer in diesen Momenten mit einer gewissen Ehrfurcht an ihren mehr oder weniger aufgeräumten Tischen voller Lernmaterial. Und sie waren vorbereitet. Die Musiklehrerinnen Corinna Koppelmann und Karen Fergurson hatten bereits das Klavier herangeschoben, um ein Weihnachtslied zu begleiten. In diesem Jahr war der Nikolaus noch anspruchsvoller und forderte ein ums andere Mal weitere Gesangbeiträge der Lehrer. Nebenbei stellte Schiffbänker die Mitbringsel für die Bildungsarbeiter auf: zwei Kisten mit Mandarinen und ein Bataillon von Schokonikoläuse aus einer feinen Confiserie.

Das Ende der „großen Pause“ nahte, als Nikolaus noch die Geschichte „Warum es keinen Krieg geben kann“ vorlas. Um das Buch festhalten zu können, legte er seinen goldenen Bischofsstab in die Hände von Nicole Schulze: „Du gehörst dem Personalrat an. Da ist man auch so etwas wie ein Hirte.“

Ohne ein auswendig gelerntes Weihnachtsgedicht aus Pädagogenmund wollte der Nikolaus nicht gehen. Als er nach Freiwilligen suchte, waren auch mal Lehrergesichter zum Boden gerichtet. André Rummeleit musste das Kollegium retten und rezitierte einen von Heinz Erhardt im Jahr 1944 geschriebenen Reim:

Wenn es in der Welt dezembert
und der Mond wie ein Kamembert
gelblich rund, mit etwas Schimmel
angetan, am Winterhimmel
heimwärts zu den Seinen irrt
und der Tag stets kürzer wird –
sozusagen wird zum Kurztag –
hat das Christkindlein Geburtstag!