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Sonderlob für Gemeinde und Gewerke

Beim Anblick der Baustelle wirkte die Feier zur Grundsteinlegung etwas ungewöhnlich. Die Arbeiten am Neubau unserer Oberschule sind bereits so weit fortgeschritten, dass ein Richtfest durchaus realistisch gewesen wäre.

Die Gemeinde Belm ist ein engagierter Schulträger
Warum diese Zeremonien am Bau? Spatenstiche und Grundsteinlegungen sind beliebte Tätigkeitsnachweise, gerade bei kommunalen Investitionen. Sie zeigen dem Volk: Die Politik tut was und die Steuern sind gut angelegt. Mit dem Erweiterungsbau für die Oberschule Belm haben sich Politik und Verwaltung am Marktring die Einträge ins Fleißkärtchen tatsächlich verdient. Schulleiter Christian Schiffbänker lobte das Engagement „aller Fraktionen im Gemeinderat“.

Die Planung verlief konstruktiv, Wille und Geld waren auch da. Nur die Folgen des Lockdowns bremsten den Baubeginn um ein paar Monate. Umso schneller ging es nach dem Baubeginn voran. Nahezu Woche für Woche erleben die 433 Schüler die Baustelle als eine völlig neue Kulisse.

Davon überzeugt sich Bürgermeister Viktor Hermeler mehrmals im Monat bei seinen Besuchen. Seine Verwaltung hat es mit ihrer geschickten Planung geschafft, dass Belms Schüler eben nicht über Jahre in unbeliebten Klassenraumcontainern geparkt werden. Beobachter nehmen diese mobilen Übergangslösungen oft auch als Ausweis des Versagens von Schulträgern wahr.

Schiffbänker: „Baustelle beeinträchtigt den Lehrbetrieb nicht.“
„Im Jahr 2018 wurden wir konkret. Es musste baulich etwas geschehen, damit die Oberschüler bessere Lernbedingungen erhalten“, berichtete Hermeler in seiner Rede zur Grundsteinlegung. Der Bürgermeister blickte auf die Planungsphase zurück und erwähnte auch den Architektenwettbewerb, den das Büro „Ahrens + Pörtner“ gewonnen hatte und dann mit dem Bau beauftragt wurde. Das Kostenvolumen entspreche nach dem Lockdown nicht mehr dem ursprünglich errechneten Wert. Inzwischen erwartet Hermeler etwa 14 Millionen Euro für Errichtung des Neubaus. „Wir werden aber auch im Bestandsgebäude bessere Bedingungen schaffen für Verwaltung und mit einem neuen Lehrerzimmer.“ Weiter würden sich die Schüler auf eine „attraktive Schulhofwelt“ freuen können.

Für die „konstruktive Zusammenarbeit“ bedankte sich Christian Schiffbänker beim Verwaltungschef, bei den Fraktionen, dem Bauunternehmen Kallage aus Vechta sowie dem Architekturbüro. Der Oberschulrektor wunderte sich über die „erstaunlich geringe Geräuschkulisse auf der Baustelle“, die den Lehrbetrieb nicht beeinträchtige. Und das, obwohl etliche Klassenzimmer nur wenige Meter entfernt liegen. Der Umgangsgton auf der Baustelle sei sehr angenehm. „Absprachen zwischen Schule und den Bauarbeitern zu Abläufen werden eingehalten.“

Rituale mit Tradition
„Erster Spatenstich“ und „Grundsteinlegung“ sind aus bautechnischen Gründen durchaus verzichtbare Vorgänge. Der Spatenstich symbolisiert den Beginn der Ausschachtungsarbeiten. Dafür besorgt der Bauträger ein paar fabrikneu glänzende Schaufeln. Dann wird auf dem Grundstück ein pfützenfreies Plätzchen für die geladenen Honoratioren gesucht, damit weder Schuhe noch Beinkleid verschmutzen. Mit Bauhelm wirkt mancher der wenig baustellenaffinen Gäste zuweilen etwas drollig.

Dagegen sind „Grundsteinlegungen“ erheblich aufwendiger. Grundsteine, die Bauherren mit ein paar Klecksen Speis und gesetzten Worten fixieren, müssen geplant werden, damit sie im fertigen Objekt nicht zu Stolpersteinen werden. Für diese Feier an unserer Schule hat das Bauunternehmen „Kallage“ aus Vechta das Problem geschickt mit einem „Fake-Grundstein“ umgangen. Der Bauleiter ließ auf einer Erhöhung in der künftigen Mensa 28 Steine in vier Schichten mauern, die bereits am Folgetag entfernt wurden. Der Grundstein der Oberschule soll samt Zeitkapsel erst kurz vor Inbetriebnahme im Eingangsbereich installiert werden.

Mal anders: Glühwein auf der Baustelle
Auch wenn die Temperatur auf minus drei Grad gesunken war, blieb die Aufmerksamkeit nach den Reden ungebrochen. Statt des sonst auf Baustellenfeiern üblichen Fassbier servierten die Mitarbeiterinnen der Mensa heißen Glühwein ohne Alkohol.

Parallel verlas Hermeler den Inhalt der Urkunde für die Zeitkapsel, die sein Pressesprecher Dirk Meyer verfasst und gestaltet hatte. Unterzeichnet wurde sie auch von der Schulelternratsvorsitzenden Olga Schwarz und Musa Gashi aus dem Team der Schülervertretung.

Für die Zeitkapsel steuerte die Oberschule Fotos aller Klassen, ein Gruppenbild des Lehrerkollegiums und das aktuelle Jahrbuch bei. Architekt Wilhelm Pörtner gab gewickelte Baupläne hinzu und Hermeler legte unter anderem die aktuellen Ausgaben der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ und des „Belmer Schaufensters“ sowie einen Schutzengel und eine Münzsammlung in den Behälter aus Kupfer.

Die Zuhörer hatten sich in Mäntel, Mützen und Handschuhe gepackt. Dass sie noch während des Befüllens der Kapsel bei den durch die Hauswirtschaftsgruppe der Klasse 8O1 um Lehrerin Corinna Koppelmann fein dekorierten Brötchen zugriffen, hatte einen praktischen Grund: Gefrorene Backwaren schmecken einfach nicht.