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OBS Belm jetzt „Zukunftsschule“

Am Nachmittag haben die Schüler in der AG „Future Peers“ intensiv diskutiert. Wie können sie sich nachhaltig für eine bessere Umwelt einsetzen? Julius Lipkowski und Christoph Küthe, beide Siebtklässler aus dem Gymnasialzweig der Oberschule, wurden in sechs Modulen eines Onlineseminars zu Multiplikatoren für das Projekt ausgebildet. „Wir haben gelernt, eigenständig Ideen zu entwickeln und auch umzusetzen“, berichtet der 13-jährige Julius strahlend. Sie haben mit der AG längst ein Müllsammelsystem für den Pausenhof geschaffen, bei dem sich alle Klassen abwechseln. Am benachbarten Ententeich im Belmer Zentrum schleppten sie auch schon mehrfach Abfall weg. Und jetzt soll es noch über Feldwege bis zum Waldrand auf Reinigungstouren gehen – mit Hilfe eines Bollerwagens. „Das Geld dafür ist schon da“, meint Christoph recht keck.

Oberschule Belm als „Zukunftsschule“ in exklusivem Kreis
Diese Eigeninitiative ist es, was Belms Didaktische Leiterin Christiane Alberts immer öfter erleben möchte. „Unsere Schüler sollen selbständiger und selbstgesteuerter arbeiten. Das wollen wir als Teilnehmer am Modellprojekt ‚Zukunftsschule‘ erreichen.“ Beworben hat sich die OBS mit einem vierseitigen Konzept. „Es sollte kurz und knackig sein“, so Alberts. Nun wurden die Belmer als eine von 64 niedersächsischen Schulen in das Programm des Kultusministeriums aufgenommen. Der Kreis ist also recht exklusiv. Als Leistung erhalten die Lehrer etliche Seminare mit hochrangigen Referenten aus ganz Europa. „Genauso wichtig ist für uns aber der Austausch mit anderen Schulen des Projekts“, sagt Benjamin Kögler, Koordinator für pädagogisch-fachliche Entwicklung. Solche Zusammenkünfte heißen in der Pädagogensprache „Didaktische Werkstätten“. Der Neubau der Schule, in den die Gemeinde Belm über zehn Millionen Euro investiert und der voraussichtlich im Sommer 2024 bezugsfertig ist, gibt weitere Motivation für neue Wege. „Wir wollen die Schule nicht auf den Kopf stellen. Aber wir müssen das Lernen ganz neu denken. Das funktioniert mit den Konzeptschlagwörtern ‚Nachhaltigkeit‘, ‚digitales Lernen‘ und ‚Demokratiebildung‘ schon recht ordentlich“, beobachtet Alberts und erinnert an das Projekt „Juniorwahl“ im September, bei dem alle Schüler über Parteien und Kandidaten für den Bundestag abstimmten und die einzelnen Klassen Wahlhelfer stellten.

„Schüler auch scheitern lassen“
Mit dem Wahlpflichtkurs „Nachhaltige Entwicklung“ des 8. Jahrgangs baute Kögler im Werkraum ein Mobilee aus Würfeln für die Pausenhalle, das mit den „Global Goals“ wie „Gesundheit und Wohlergehen“, „Keine Armut“ oder „Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen“ beschriftet wurde. An diesen Themen orientiert sich der WPK. „Haben wir diese Probleme auch? Oder sind es nur Probleme tausende Kilometer weit entfernt in den sogenannten Entwicklungsländern?“, fragt Kögler und möchte die Perspektive der Schüler ausdrücklich nicht nur in die Ferne richten. „Zum Beispiel sollten wir auch unsere eigene Ernährung reflektieren. Chipstüten sind nun mal kein Ersatz für eine gesunde Pausenstulle“, so Kögler.

„Wir müssen Schüler aber auch scheitern lassen“, mahnt er, „in jedem Fall können wir über mehr Selbständigkeit auch mehr Interesse an den Unterrichtsinhalten wecken“. Bei Julius und Christoph ist das längst gelungen. „In der AG geben die Lehrer und Schulsozialarbeiter nur noch Tipps. Die Ideen entwickeln wir schon selbst.“