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Virtueller Besuch im Museum

In der Corona-Pandemie bleiben Museen geschlossen und Klassenfahrten verboten. Lehreranwärter Florian Wilhelm organisierte jetzt eine Web-Führung durch das „DHM“ in Berlin.

Wegen der aktuellen Lage werden virtuelle Führungen über Videokonferenzen immer populärer. Davon profitierte nun die 9c im Geschichtsunterricht von Florian Wilhelm.

Das „Deutsche Historische Museum“ (DHM) hat seinen Platz am Berliner Prachtboulevard „Unter den Linden“. Die Dauerausstellung zeigt die Historie unseres Landes „vom Mittelalter bis zum Mauerfall“. Für die 90 Minuten lange Live-Schaltung über das Smartboard hatte Wilhelm um Eingrenzung auf das derzeitige Unterrichtsthema „Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg“ gebeten.

Wenige Minuten vor Beginn zeigten die Mitarbeiter des DHM den Reichstag. Ein Kollege begleitete den Guide mit der Kamera und über das Headset kommunizierte er mit den Oberschülern.

Zum Start erklärte der Historiker die Gründe für den Aufstieg der Nationalsozialisten: Inflation, Wirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit und „letzte Hoffnung Hitler“. Dabei stand er in der Dauerausstellung vor einem Geldschein im Wert von 500 Milliarden Mark. „Das Porto für eine Postkarte stieg in kürzester Zeit von 5 auf 10 Milliarden Mark. So wurden Lebensleistungen vernichtet. Erspartes Geld war nichts mehr wert.“ Das sei perfektes Marketing für den Nationalsozialismus gewesen, die Schuld wurde „verweichlichten jüdischen Intellektuellen gegeben“. Ein Sündenbock war gefunden und der Grundstein für antisemitische Hetze gelegt. In der Ausstellung sahen die Schüler nun Artefakte der NS-Zeit: SA-Uniformen, Spielzeug der NS-Propaganda samt Hakenkreuz. Während der Tour ging es auch um die Nürnberger Rassegesetze und Verstrickung der evangelischen Kirche in den Nationalsozialismus durch die „Deutschen Christen“.

Gemälde eines Osnabrücker Künstlers
Nach etwa einer Stunde blieb der Guide vor einem Gemälde stehen, dass die Belmer Schüler längst kennen. „Das ist ein jüdischer Künstler, der sich selbst gemalt hat. Er zeigt sich in einem Versteck mit seinem Helfer.“ Der Maler ist Felix Nussbaum. Der Osnabrücker wurde 1944 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet.

Zum Ende der Führung wurde den Schülern das Foto eines Sowjetsoldaten mit einer Flagge auf dem Reichstag gezeigt – aus Gründen der Quellenanalyse. Das Foto sei nicht aus dem Kampf heraus fotografiert worden. Diese Eroberung des Reichstages wurde von der sowjetischen Propaganda erst nachgestellt und dann im Fotolabor retuschiert.

Hier sollte Hitler sterben
Florian Wilhelm erkundiget sich im Anschluss über die Geschichte des Gebäudes, in dem das DHM untergebracht ist. „Das war die Ruhmeshalle der preußischen Armee zu Kaiser Wilhelms Zeiten“, so der Guide. Später habe Hitler oft von „meinem Museum“ gesprochen. Im Jahr 1943 hatte dort Oberst von Gersdorff ein Attentat auf Hitler begehen wollen, als der sich zur Besichtigung von Beutewaffen angekündigt hatte. „Von Gersdorff gehörte zum Dunstkreis der Widerstandsgruppe von Stauffenbergs.“ Hitler habe die Ausstellung aber plötzlich verlassen, so dass keine Zeit mehr für das Attentat geblieben sei. Von Gersdorff musste den Sprengsatz im Toilettenraum entschärfen.

Florian Wilhelm bedankte sich im Namen der Lerngruppe. „Das war für uns alle eine spannende Führung. Wir wünschen Ihnen, dass Sie bald wieder öffnen dürfen und ganz besonders, dass wir die Ausstellung einmal in Berlin vor Ort Besuchen können.“