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Training mit einem Olympiateilnehmer

Sechs Stunden am Pult sitzen, ein paar Fußwege vom Lehrerzimmer bis zur „Torte“ oder während der Aufsicht über den Schulhof trotten – viel Bewegung kommt da nicht zusammen.

Darum organisiert Anton Patlan jetzt eine Sportstunde nur für Lehrer. Das hat der 33-Jährige schon an seiner früheren Schule in Bremen gemacht. Jeden Freitag um 13.30 Uhr dürfen die Pädagogen in der Sporthalle ran, damit das Beamtenjäckchen nicht irgendwann kneift. „Unser Lehrersport soll aber auch das Teambuilding stärken und die Stimmung im Kollegium fördern“, sagt Patlan.

Die Teilnahme ist freiwillig, es gibt einen Plan mit wechselnden Sportarten. Aus taktischen Gründen wählte Patlan für die erste Übungseinheit Volleyball aus, weil schon eine Woche später beim Turnier der 9. und 10. Klassen traditionell die Begegnung der Lehrer gegen Schüler zum Programm gehört.

„Ein guter Aufschlag kann Spiele mitentscheiden“

Und dieses Training wurde ein Außergewöhnliches. Patlans Kollegin Verena Bergmann hatte ihren Mann Ralph dabei. Der ehemalige Profispieler holte mehrere nationale Meisterschaften mit deutschen, französischen und österreichischen Klubs. Höhepunkt seiner Karriere war die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2008 in Peking. „Ich kannte ihn nicht und habe auch gar nicht gewusst, was Ralph Bergmann drauf hat“, lacht Patlan, „das wurde mit ihm eine richtig coole Einheit“. Inzwischen ist Bergmann Sportlicher Leiter des traditionsreichen Bundesligisten USC Münster. Der Ex-Profi kann aber nicht nur spielen, lange war er Trainer des Westfälischen Volleyball-Verbandes und hat daher auch die Methodik für Übungen drauf. Als die Belmer Lehrer auf dem Feld standen, stoppte Bergmann alles. Das könne er nicht mitansehen. “Ich habe grobe Ideen gegeben, wie es einfacher funktioniert und nicht so hektisch auf dem Feld zugeht. Dann war Kommunikation ein großes Thema“, so Bergmann, „und da von der Kreisliga bis zur Bundesliga ein guter Aufschlag Spiele mitentscheiden kann, haben wir natürlich auch am Aufschlag gefeilt.”

Unterbrechung wegen der Corona-Krise

Wegen Corona hatte das Kultusministerium den regulären Schulsport verboten. Das gilt ebenso für Lehrer und Patlan musste sein Engagement für die Kollegen aussetzen. Er denkt aber bereits an die nächsten Angebote. Badminton soll folgen, natürlich Fußball und recht häufig Volleyball. Die Sportart ohne Körperkontakt hat ohnehin den Ruf des „Lehrersports“. Olympia 1972 in München hatte einen Boom in Deutschland ausgelöst. In vielen Schulen gründeten Lehrer schulinterne Volleyballgruppen, die zum Teil bis heute bestehen.

Patlan, der selbst beim Piesberger SV in der dritten Herrenmannschaft Fußball spielt, ist ein Kämpfertyp: „Wir müssen uns alle im Volleyball verbessern. Beim Match gegen die Schüler haben wir Lehrer verloren. Das geht gar nicht.“