General von Kirchbach ehrt Schüler
Die Bürger der Gemeinde Belm waren großzügig und die Oberschüler fleißig. Für den „Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge“ sammelten die Zehntklässler 1268 Euro und verdoppelten damit nahezu die Ergebnisse der letzten Jahre. Für diese Leistung zeichnete sie jetzt in Potsdam der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr, Hans Peter von Kirchbach aus und hatte dabei eine eindringliche Botschaft.
Bis heute erhält der Volksbund unzählige Soldatengräber aus den Weltkriegen und legt noch immer neue Gedenkstätten an. Den zentralen Erinnerungsort für die Toten der Bundeswehr, an dem die Zeremonie für die Belmer Oberschule stattfand, versorgt das Verteidigungsministerium. Im „Wald der Erinnerung“ in der Tresckow-Kaserne wurden die Ehrenhaine aus den Feldlagern von Bosnien, Kosovo, Afghanistan und Mali wiederaufgebaut. Den Schülern erklärte Stabsfeldwebel Michael Eichstaedt, der als Soldat über 1000 Tage in Auslandseinsätzen verbracht hat, das Gelände. An etlichen Bäumen haben Hinterbliebene Fotos und Plaketten für die Verstorbenen angebracht. Eichstaedt berichtete, dass er dem vierjährigen Sohn eines gefallenen Kameraden half, als der den Abdruck seiner Kinderhand an den Gedenkbaum nageln wollte. „Der Junge traf mit dem Hammer immer wieder meine Finger. Die Finger waren in dem Moment mein geringster Schmerz.“ Ein anderes Kind habe an einem Gedenktag jeden Soldaten in Uniform mit „Papa“ angesprochen.
General von Kirchbach: „Bin in Gottes Hand.“
„Im Zweiten Weltkrieg sind neun Angehörige von mir gefallen“, sagte General von Kirchbach in seiner Ansprache vor der Urkundenübergabe, „Kriege verursachen unendliches Leid. Das seht ihr auch hier im Wald.“ Den Bezug zur Gegenwart stellte er mit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine her. Die Soldaten der russischen Armee würden „mit Skrupellosigkeit“ eingesetzt. „Dort werden Soldaten verheizt.“ Von Kirchbach selbst sei dankbar, in einem Staat höchste militärische Verantwortung getragen zu haben, der sich den Einsatz seiner Soldaten nicht leicht mache, dessen Parlament zustimmen müsse und sie an klare ethische Regeln binde.
„Ihr habt erfolgreich für die Gedenkstätten des Volksbundes gesammelt“, sagte der 83-Jährige den Schülern der Klasse 10a, „dadurch verschwinden diese Schicksale nicht, sondern bleiben sichtbar“. Weiter würden ihm die Kreuze zeigen, dass er selbst nicht nur Militär sei. „Es gibt für mich etwas Tieferes: den christlichen Glauben.“ Durch den Tod Jesu am Kreuz wisse er, „dass ich in Gottes Hand bin. Mein ganzes Leben hier und wie ich ganz zuversichtlich hoffe auch danach“.
Schülersprecher fordert mehr Anerkennung für Soldatenfamilien
Im Kaminzimmer des Offizierskasinos am Einsatzführungskommando hatte Jugendoffizier Kapitänleutnant Vicki Don für die Belmer Schüler sowie ihre Klassenlehrer Anna Gieshoidt und Axel Rothkehl einen Imbiss anrichten lassen. Jovan Gvero aus dem Schülersprecherteam bedankte sich für die Organisation und forderte, dass die Gesellschaft die Leistung der Soldaten und ihrer Familien mehr anerkennen müsse. „Die Bundeswehrsoldaten dienen unserem Land und machen die Welt sicherer. Für die Familien der Soldaten ist es daheim psychisch oft noch schwerer, weil sie Angst um ihren Angehörigen haben, der im gefährlichen Einsatz ist.“ Der 16-Jährige berichtete über Erlebnisse bei der Sammlung: „Ein ältere Dame erzählte, dass sie ihren Vater im Zweiten Weltkrieg verloren habe, den sie selbst nur als ganz kleines Kind erlebte und daher kaum kannte. Sie wünschte, dass unsere Generation keinen Krieg erleben müsse.“