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Emotionen bei „Profis in der Schule“

Den herzlichsten Applaus in der Oberschule Belm bekamen ausnahmsweise nicht die aktuellen Fußballer des VfL Osnabrück. Zu Beginn des Events „Profis in der Schule“ hatten die Macher des Niedersächsischen Fußballverbandes (NFV) eine zwanzig Jahre alte Autogrammkarte von Schulleiter Christian Schiffbänker ausgegraben und auf der Leinwand präsentiert.

Schiffbänker wurde einst unter VfL-Trainer Jürgen Gelsdorf eingesetzt und ist heute Rektor der OBS Belm mit 433 Schülern. Die jubelten, als sie ihren Schulleiter überlebensgroß im lila-weißen Trikot sahen. Dann bahnten sich in der Sporthalle die VfL-Profis Jannik Zahmel und Emeka Oduah den Weg durch die Menge und klatschten auch mit begeisterten Gästen der Grundschulen Powe, Belm und Icker ab.

Die Oberschule hatte sich beim NFV für dieses „exklusive Projekt“, so Schiffbänker, beworben, das der Verband mit Spielern von Hannover 96, Werder Bremen oder dem SV Meppen ausrichtet. An jeder Station ist ein Schiedsrichter mit Bundesligaerfahrung dabei. Nach Belm kam der Osnabrücker Referee Frank Willenborg.

Fragen stellen dürfen die Schüler. Sie bohrten zu Themen wie Leistungsdruck, dem Erkanntwerden im Alltag, aber auch zu Hass im Netz. „Konstruktive Kritik nehme ich wahr. Damit kann ich mich verbessern“, sagte Emeka Oduah, „Hass lasse ich an mir abprallen und wenn ich auf der Straße nett angesprochen werde, dann freut mich das“. Jannik Zahmel bekannte, dass er zunächst auf der Baustelle arbeiten wollte. „Erst später wurde Fußballprofi mein Traum.“ Der 19-Jährige motivierte das junge Publikum pädagogisch wertvoll zum Lernen. „Ich habe an einer Gesamtschule mein Abitur gemacht. Wegen des Jugendtrainings war nicht so viel Zeit zum Lernen. Darunter haben die Noten sicher etwas gelitten“, lächelte Zahmel.

Ralf Heskamp –  ein Vehrter mit VfL-Geschichte
Schulleiter Schiffbänker hatte den in Belm-Vehrte lebenden ehemaligen Spieler und Manager des VfL Osnabrück, Ralf Heskamp, eingeladen. „Hessi“ berichtete aus einer Zeit, in der er kaum älter war als die Jugendlichen. „Wir haben 1983 im Viertelfinale um die Deutsche A-Jugendmeisterschaft an einem Sonntagvormittag vor 12.000 Zuschauern an der Bremer Brücke gespielt. Das war ein unbeschreibliches Erlebnis.“ Ein Jahr später bei den Herren habe er sein Gehalt gespart und sich erst von der Prämie für den Aufstieg in die 2. Bundesliga einen VW Golf gegönnt. Das erste Honorar als Schiedsrichter betrug für Frank Willenborg nach einem D-Jugendspiel sieben Mark, das habe er in Süßigkeiten investiert. Heute ist er vor großen Kulissen im Einsatz. „Wenn ich in Dortmund pfeife, dann stelle ich mein Headset von ‚laut‘ auf ‚ultralaut‘. So kann ich auch vor der Südtribüne meinen Assistenten verstehen.“

Unter die rund 600 Schüler mischten sich etliche Ehrengäste. Bürgermeister Viktor Hermeler, bekennender Fan des 1. FC Köln, hatte dafür am Revers seinen Geißbock-Pin gegen ein lila-weißes Modell mit dem VfL-Logo ausgetauscht. Der Belmer Unternehmer Klaus Stagge (VGH) sagte das Sponsoring für zwei Trikotsätze zu, die künftig von Schulmannschaften der OBS bei Wettbewerben wie „Jugend trainiert für Olympia“ getragen werden.

Autogrammstunde im „VIP-Bereich“
Im Anschluss schrieben die Promis Autogramme auch auf Schuhe, Trikots und Fahrradhelme.

Dafür wurden die Schüler in Zehnergruppen durch den „VIP-Bereich“ geschleust. Dort hatten Marion Küthe und Gundula Lipkowski aus dem Vorstand des Fördervereins die Sportlergaststätte „Twentyseven“ für die Veranstaltung hergerichtet. Die engagierten Mütter servierten von der Bäckerei Steuwer gestifteten Kuchen und belegten Brötchen. Die „Avanus Mineralbrunnen GmbH“ der Klenke-Brüder hatte großzügig alle Getränke gestellt.

„Dass Schiedsrichter eigene Autogrammkarten bekommen, hätte ich nie gedacht“, staunte David Frank aus der Klasse 10a. David hatte am Tag zuvor einen Teil des Trainings mit der B-Jugend von Concordia Belm-Powe sausen lassen, um auf dem Kunstrasenplatz mit anderen Schülern zwei Soccer-Courts, die Außenbühne und ein Zelt für das DFB-Schiedsrichterquiz zu installieren. Hier wechselten die Oberschüler in die Perspektive des Video-Assistenten und bewerteten knifflige Spielszenen mit Fragebögen. Als Souvenir gab´s von einem Nachwuchsschiedsrichter des NFV echte Rote und Gelbe Karten zum Mitnehmen.

Im Soccer-Court durften die VfL-Stars und Heskamp noch gegen eine Schülerauswahl ran. Colin Buschmann (11) und seine Kumpel gewannen 4:3. Er selbst schoss zwei Tore gegen die Profis und freute sich besonders über den Auftritt von Oduah, „weil der einen coolen Style hat“. Das passt zum Fernziel Emeka Oduahs. Der hatte zuvor auf dem Podium bekannt, dass er mal ein Modelabel gründen möchte.

Überraschungsgeschenke zum Abschluss
Zwischen den Aktionsständen des NFV im Außenbereich präsentierte sich Concordia Belm-Powe mit mehreren Abteilungen durch Übungsleiter an Mitmachstationen. So konnten die Oberschüler das lokale Sportangebot von Volleyball, Basketball und Rope Skipping testen sowie mit Akteuren des TC Belm den Tennisschläger schwingen.

Zum Ende der Veranstaltung dankte Schiffbänker dem „Fachbereich Sport“, für den die Lehrer Florian Singbeil und Benjamin Rothkehl die Veranstaltung vor Ort organisiert hatten.

Nachdem etliche Schüler sich bei einer Verlosung über von Profis getragene Trikots, Hosen und Torwarthandschuhe freuen durften, überraschte der NFV den Schulleiter mit überaus großzügigen Gaben. Zwei Dutzend Fußbälle der Marke „Derby Star“ plus Utensilien wie Trainingsleibchen und Markierungshütchen gehörten dazu.

Vor 19 Jahren war Schiffbänker noch derjenige, der mit seiner Anwesenheit Freude machte. Im Schulzentrum Sebastopol des Osnabrücker Ortsteils Schinkel lief er 2003 bei „Profis in der Schule“ als lila-weißer Spieler neben VfL-Legenden wie Uwe Brunn und Joe Enochs auf.