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Neuer Kontakt mit Schule in Marokko

Briefe schreiben, in den Umschlag packen und per Post abschicken? Irgendwie “oldschool”. Dem Französischkurs im 9. Jahrgang macht´s dennoch viel Freude, denn Adressaten sind Schüler in einem Königreich.

Paula Lipkowski hat doppelte Arbeit. Die Schülerin der Klasse 9a verfasst gleich zwei Anschreiben. Ilyas und Aymane heißen ihre neuen Brieffreunde. Dass ihr keine Mädchen zugeteilt wurden, stört sie nicht. „Schon als ich klein war, hatte ich nur Jungsfreunde“, lächelt die 14-Jährige alle Zweifel weg. Mit dem Gruß „Salut Aymane“ hat Paula den ersten Brief begonnen. Sie berichtet über ihr Leben in Vehrte und natürlich erzählt Paula auch von ihrem Pferd „Fengus“. Die drei Katzen und einen Hund unterschlägt sie nicht. Ihre Zukunft sieht Paula aber bei Tieren unter Wasser, sie möchte Meeresbiologin werden.

Die Zeilen an Ilyas und Aymane auf Französisch zu schreiben, sei ihr leicht gefallen. „Von den Mädchen im Kurs ist sie die Beste“, meint Maja Diehl, die ebenfalls der 9a angehört.

Auch Maja und die anderen haben in die Kuverts nach Marokko einige Foto von sich beigelegt. So, wie Teenager das heute eben machen: Die langen Haare kommen frisch gebürstet zur Geltung und die Posen müssen stimmen.

Auch die Jungen haben Freude an dieser Unterrichtseinheit. Besonders viel Arbeit bei der Gestaltung machten sich jedoch die Mädchen. Das Briefpapier beklebten sie mit vielen bunten Symbolen und alles ist gut lesbar, als würde noch wie in der Grundschule „Schrift und Form“ benotet.

Lehrerin Lena Hoffmann profitierte als Schülerin selbst von Austauschprogrammen
Französischlehrerin Lena Hoffmann hat die Schülerinnen nicht lange überreden müssen. Irgendwie scheint die Begeisterung der Pädagogin schnell übergesprungen zu sein. „Ich erlebe, dass es unfassbar motivierend ist und viel hervorbringt, was im normalen Unterricht zu kurz kommt: Die Teilnehmerinnen haben Freude daran, Wörter zu suchen“, beobachtet Hoffmann, „und es besteht ein echtes Interesse am Land und den Menschen“. Über Marokko haben sie kleine Wandzeitungen gestaltet – alles auf Französisch. Das gehöre zum interkulturellen Lernen, so Hoffmann und sei ein wichtiger Bildungsauftrag. Bereits zu ihrer eigenen Schulzeit habe sie an einem Austausch teilgenommen – mit einem Lycée in Frankreich.

Die Schule in dem nordafrikanischen Staat haben die Belmer über deren Homepage kennengelernt. Durch einen persönlichen Kontakt fädelte Lena Hoffmann die Partnerschaft ein. Die Schüler in der Stadt Rabat wissen noch nichts vom Glück der Post aus dem Landkreis Osnabrück. „Die haben zur Zeit auch Chaos wegen Corona“, sagt Hoffmann.

Die Briefe für Nordafrika verschickt sie gesammelt in einem Paket. Antworten erhalten die Oberschüler dann in deutscher Sprache. Das ist der Deal: Sie lernen Französisch, die marokkanischen Jugendlichen verbessern ihr Deutsch.

Lena Hoffmann und ihre Kursmitglieder jedenfalls freuen sich schon jetzt auf den Moment, wenn in ein paar Wochen die Reaktionen aus Rabat kommen. Das kennt sie aus ihrer ehemaligen Schule in Münster. Da hatte sie mit einer 6. Klasse ein ähnliches Projekt mit Frankreich angeschoben. „Als die Briefe eintrafen, war das meine schönste Unterrichtsstunde.“

Werden die Antworten aus Marokko auch im Unterrichtsgespräch laut vorgelesen? „So weit geht es nicht“, lacht Hoffmann, „auch in der Schule gilt das Briefgeheimnis“.