Wie sich Schülerlotsen Respekt verschaffen 
Regelmäßig lässt sich Lehrer Tobias Bröcker mit dem Smartphone 20 Minuten früher als gewöhnlich wecken. Sein Ritual: Erst ein Zwischenhalt bei der Bäckerei Steuwer, dann kontrolliert der Studienrat um 7.35 Uhr die Verkehrshelfer der Oberschule an mehreren Standorten.
Drei Tandems aus Neunt- und Zehntklässlern machen jeden Morgen den Schulweg sicherer. Zwischen Sparkasse und Edeka sowie vor den Grundschulen Powe und Belm unterstützen sie die jüngsten aller Schulbesucher bei der Straßenüberquerung. Zur Eigensicherung tragen die Oberschüler gelbe Warnwesten. Für die Wintermonate haben sie von der Verkehrswacht sogar wärmende Jacken in Signalfarbe erhalten. Dazu wurden die Jugendlichen noch mit Käppis ausgerüstet, deren instabile Form etwas „schlumpfig“ wirkt und die daher meist daheim bleibt. „Mit den Westen sind wir ja sichtbar genug“, lächelt der 16-jährige Alejandro Lenz (10a) die Abwandlung der Kleiderordnung rhetorisch versiert weg. Der Vehrter hat seinen Stammplatz als Verkehrshelfer nahe Edeka Kutsche. „Wenn ein Mitschüler wegen Krankheit ausfällt, dann springe ich auch mal direkt vor den Grundschulen ein“, sagt er. Dort würden wesentlich mehr Kinder die Straßenseite wechseln müssen und dadurch sei die Gefahr an diesen Punkten deutlich größer.
Bröcker seit fünf Jahren Leiter
Ausgebildet wurde Alejandro mit den anderen Schülerlosten seines Jahrgangs an Nachmittagen von Tobias Bröcker, der die AG „Verkehrshelfer“ seit fünf Jahren leitet. Die Theorie schulte der Pädagoge im Klassenraum, eine Praxisphase erfolgte auf Schulhof und Straße. Was ist die Erfolgsformel, um sich in der Position als Verkehrshelfer auf den Belmer Straßen durchzusetzen? „Unsere Jungs und Mädchen müssen selbstbewusst auftreten. Eben so, wie man es auch in der Fahrschule lernt: Zu den Autofahrern Blickkontakt aufnehmen“, erklärt Bröcker.
Wenn sie zu Stoßzeiten im Straßenverkehr gestoppt werden, sei der Gesichtsausdruck mancher Fahrer zuweilen „etwas grimmig“, so Alejandro Lenz (Foto), „das ignoriere ich aber“. Etwa jede zweite Woche hat Bröcker ihn zum Dienst als Verkehrshelfer eingeteilt. Das mache ihm Freude und seinen neun jüngeren Geschwistern würde er diese Arbeitsgemeinschaft im Nachmittagsangebot der Oberschule Belm durchaus empfehlen.
Überraschung folgt
Doch was passiert, wenn Bröcker bei seinen morgendlichen Kontrollen bemerkt, dass Schülerlotsen ihre verantwortungsvolle Position nicht zuverlässig ausüben? Dann macht es der Sportlehrer wie ein Fußballtrainer: Er wechselt die betreffenden Akteure aus. Das kam bislang nur zweimal vor. Für die anderen hat Bröcker als Zeichen der Wertschätzung von der Verkehrswacht Belm mal wieder das erhalten, was bei den Jugendlichen garantiert gut ankommt: Einkaufsgutscheine fürs Online-Shopping. Mit denen wird er seine treuen Verkehrshelfer im Rahmen der feierlichen Verabschiedung der Abschlussschüler direkt nach der Zeugnisübergabe überraschen.


