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Waldprojekt neu aufgelegt

Als das Waldprojekt vor 20 Jahren startete, sahen Teile des Belmer Forstes noch anders aus. Orkane wie Kyrill veränderten die Natur. Ungebrochen ist die Begeisterung der 6. Klassen.

Der Name „Hilde von Bar“ wird an der Oberschule Belm häufig zitiert – von Lehrern und Schülern gleichermaßen. Die 2019 pensionierte Pädagogin hat eine Menge Spuren hinterlassen. Sogar mit Gummistiefeln; jedenfalls was das Waldprojekt betrifft. „Hilde entwickelte das Konzept und hat die Aktion über Jahre mit großem Engagement geleitet“, schwärmt Benjamin Kögler. Der ist als „Fachleiter Biologie“ nun verantwortlich und hat das Projekt mit Kollegin Lena Hoffmann neu aufgestellt, jedoch ohne bewährte Grundlagen abzuholzen. Die beiden erweiterten das Programm um das Thema „Klimawandel“.

Teilnehmer sind traditionell Schüler des 6. Jahrgangs. In Gruppen starten sie mit Portfolioarbeiten. Das ansprechende Material besorgte Kögler beim „Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft“. Unterstützung gibt es von den Klassenlehrern Britta Leidecker (6a), André Rummeleit (6b) und Kristin Münstermann (6c). Die Sechstklässler schnippeln, kleben und füllen gemeinsam Arbeitsblätter aus. Es geht um Waldtiere, Pflanzen und Bäume. Zwischendurch wenden sie in Lernphasen auf dem Schulhof das neu erworbene Wissen zur Bestimmung von Gewächsen an.

Höhepunkt: Der Tag im Wald
Einen Schultag verbringt jede teilnehmende Klasse an der frischen Luft, von der ersten bis zur sechsten Stunde. „Die Kinder sollen den Wald mit allen Sinnen erleben und dort handlungsorientiert arbeiten“, erklärt Kögler. Dauerhaft frisch durchatmen konnte Lena Hoffmann, die jeden Tag die Stationen in der Natur betreut.

In Gruppen geht es zunächst über den Richtstättenweg, dann über die „TERRA.tracks“. Kögler lacht: „Es hat sich keiner verlaufen.“ Insgesamt sechs Stationen absolvieren die Schüler. Aufgaben haben sie überall zu erledigen. Dabei geht es um Kreativität, aber auch um Vertrauen und Wahrnehmung: An „Station 2“ erhält ein Schüler eine Augenbinde, sein Partner führt ihn durchs Gelände. Die Haptik der Rinden wurde ertastet. „Wie fühlt sich der Baum an? Wie dick ist er?“ gibt das Arbeitsblatt vor. An „Station 3“ suchen die Jugendlichen Tannenzapfen. Wichtig ist den Machern aus dem Belmer Lehrerzimmer auch der spielerische Anteil – schließlich soll alles Freude machen. „Tictactoe“ mit den gefundenen Tannenzapfen ist die sportliche Komponente. Hier werden die Zapfen erst nach flotten Läufen ins Spielfeld gelegt. Um Geschicklichkeit und Körpergefühl geht es bei „Wie viele Kinder passen auf einen Baumstumpf?“.

Ins „Waldbaden“ führt Lena Hoffmann ihre Schüler an „Station 4“ ein. Das geht so: Sie suchen sich einen gemütlichen Platz im Wald, schließen ihre Augen für mehrere Minuten und Hoffmann liest einen Text vor. „Du musst nur zuhören“ hatte sie zuvor auf den Arbeitsblättern formuliert, „dieser neueste Wellnesstrend kommt aus Japan und viele Menschen bezahlen mehrere hundert Euro dafür, um einige Zeit ‚waldzubaden’. Du bekommst das heute umsonst!“

Mit den Materialien der Natur lässt sich eine Menge anstellen. Zwischendurch sammeln die Belmer Äste, weitere Zapfen und Blätter. Mit diesen legen sie ein Bild. Lena Hoffmann bezeichnet das als „LandArt“.

An der sechsten und letzten Station sind Kreativität und Konzentration gefordert. Die Gruppen interpretierten ein Gedicht von Eugen Roth über Bäume. Im Anschluss tragen sie es jeweils den anderen vor. Zuvor müssen sie es allerdings auswendig lernen. Geschenkt wird den Teilnehmern also nichts.

Ziel: „Umweltschule in Europa“
Im Mittelpunkt des Waldprojektes steht das Natur- und Bewegungserlebnis. „Hibbelige Schüler konnten im Wald aber auch etwas runterkommen“, blickt Kögler zurück. Weiter sollten die Schüler „nicht nur auf dem Smartboard sehen, was die Natur hergibt, sondern vor Ort recherchieren“. Die Aktivität im Wald habe allen zwischen den Lockdowns gut getan.

Kögler wird das Projekt mit der Didaktischen Leiterin Christiane Alberts auch in die Bewerbung zur Zertifizierung als „Umweltschule in Europa“ einbauen. „Unser Waldprojekt ist ein besonderes Projekt, weil es von der Schule selbst entwickelt wurde und auf Schüleraktivität basiert“, so Kögler, „da steht nicht einfach nur der Förster und sagt: `Schaut jetzt alle mal – da steht der Eichelhäher`“.